Datensilos aufbrechen, Kundendaten in Echtzeit nutzen und Erlebnisse individuell gestalten: moderne Customer Data Platforms (CDPs) machen genau das möglich.
Doch während viele Unternehmen auf große All-in-One-Lösungen setzen, steigt das Interesse an sogenannten Composable CDPs.
Was steckt hinter dem Baukastenprinzip?
Für wen lohnt es sich und welche Stolperfallen solltest du kennen?
CDP heißt nicht gleich CDP
Klassische CDPs bündeln Kundendaten aus verschiedenen Quellen, bereinigen sie und stellen sie in einer 360-Grad-Sicht für Marketing, Vertrieb oder Kundenservice bereit. Große Anbieter wie Salesforce, Adobe oder SAP bieten dafür alles aus einer Hand: Datenintegration, Identitätsauflösung, Segmentierung, Aktivierung, inklusive Dashboards und Analyse-Features.
Der Vorteil: Du musst dir keine Gedanken machen, welche Tools du wie kombinierst.
Der Nachteil: Diese Monolithen sind oft teuer, schwer an individuelle Prozesse anpassbar und nicht gerade schnell, wenn du neue Use Cases ausprobieren willst.
Genau hier setzt der Composable-Ansatz an.
Was bedeutet „Composable“?
Du stellst deine CDP aus spezialisierten Bausteinen zusammen.
Das Herzstück ist meist ein zentrales Cloud Data Warehouse wie Snowflake, Google BigQuery oder Amazon Redshift. Darauf aufbauend nutzt du spezialisierte Tools für Datenaufnahme (z. B. ETL-Lösungen wie Fivetran), Consent-Management, Segmentierung, Analytics und Aktivierung.
Die Bausteine kommunizieren über APIs miteinander; so kannst du flexibel auf neue Anforderungen reagieren. Ein großer Unterschied zur klassischen CDP: Du hast die volle Kontrolle über deine Daten und kannst bei Bedarf einzelne Komponenten austauschen.
Für wen eignet sich eine Composable CDP?
Der modulare Ansatz bietet vor allem großen, digital reifen Unternehmen Vorteile:
- Du hast bereits ein skalierbares Data Warehouse im Einsatz.
- Du verfügst über interne Data Engineers, die Schnittstellen entwickeln und pflegen können.
- Du möchtest neue Tools schnell integrieren, ohne an einen Anbieter gebunden zu sein.
- Du willst Vendor Lock-ins vermeiden und Best-of-Breed-Technologien nutzen.
- Du hast Use Cases, die mit Standard-Features nicht ausreichend abgedeckt werden.
Für Mittelständler ohne starkes internes Data-Team kann der modulare Ansatz dagegen schnell zur Belastung werden. Hier ist eine vorkonfigurierte CDP oft die bessere Wahl, vor allem, wenn Geschwindigkeit wichtiger ist als maximale Flexibilität.
Die Vor- und Nachteile auf einen Blick
| Vorteile einer Composable CDP | Nachteile einer Composable CDP |
|---|---|
| Hohe Flexibilität bei der Tool-Auswahl | Hoher Integrations- und Wartungsaufwand |
| Best-of-Breed nutzbar | Erfordert internes technisches Know-how |
| Skalierbarkeit für neue Use Cases | Eigenverantwortung für Security, Governance und Compliance |
| Kein Vendor Lock-in | Komplexität steigt mit jedem zusätzlichen Modul |
| Kostentransparenz: Du zahlst nur, was du nutzt | Betriebskosten können durch mehrere Lizenzen höher sein |
Tipps für die Implementierung
Wenn du eine Composable CDP in Erwägung ziehst, solltest du einige Punkte beachten:
1. Starte mit klaren Zielen: Welche Customer Journeys willst du verbessern? Brauchst du Echtzeit-Personalisierung oder reichen statische Segmente? Ohne klare Use Cases läufst du Gefahr, dich in technischen Möglichkeiten zu verlieren.
2. Prüfe deine Data-Maturity: Hast du ein stabiles Data Warehouse und ein Team, das APIs aufsetzen und pflegen kann? Der Erfolg einer Composable CDP steht und fällt mit den Menschen, die sie betreuen.
3. Achte auf Governance und Datenschutz: Unterschiedliche Bausteine bedeuten unterschiedliche Verantwortlichkeiten. Lege von Anfang an klare Regeln fest: Wer kümmert sich um Datenqualität, Zugriffsrechte, Consent Management und Security-Patches?
4. Teste iterativ: Du musst nicht sofort alles umstellen. Viele Unternehmen starten mit einem Pilotprojekt – zum Beispiel einem Kanal oder einer Kampagne – und erweitern den Stack Schritt für Schritt.
5. Plane den Betrieb realistisch: Eine Composable CDP ist kein Selbstläufer. Regelmäßige Wartung, Monitoring der Schnittstellen und Anpassungen an neue Anforderungen gehören dazu.
Wann ist eine monolithische CDP die bessere Wahl?
So flexibel der Baukasten ist: für viele Unternehmen kann eine monolithische Plattform trotzdem die bessere Lösung sein.
Zum Beispiel, wenn:
- Schnelligkeit wichtig ist und du möglichst wenig interne Ressourcen binden willst.
- Du einen zentralen Ansprechpartner für alle Komponenten bevorzugst.
- Du eine standardisierte Lösung suchst, die bewährte Best Practices mitbringt.
Gerade im Mittelstand oder bei kleineren CX-Teams ist eine integrierte Lösung oft einfacher zu managen, auch wenn du dafür etwas weniger Spielraum hast, einzelne Tools auszutauschen.
Fazit: Erst die CX-Strategie, dann die Technik
Egal ob Composable oder All-in-One, am Ende zählt, dass deine CDP deine strategischen Ziele unterstützt. Investiere nicht in eine komplexe Architektur, nur weil sie technisch spannend klingt.
Starte stattdessen mit einer klaren Roadmap:
- Welche Daten brauchst du wirklich?
- Welche Personalisierungen machen einen Unterschied?
- Wo liegen die Pain Points deiner Customer Journey?
So stellst du sicher, dass deine CDP, egal ob modular oder monolithisch, nicht nur ein weiteres Datensilo wird, sondern ein echter Treiber für bessere Kundenerlebnisse.
